Wie optimiere ich meine Intralogistikprozesse? Und wo liegen die größten Herausforderungen in der Lagerlogistik? Wir vom E-Food Blog haben uns umgehört und Matthias Zrenner, Vertriebsleiter beim Versandhandelssoftware-Spezialisten pixi*, gefragt, auf welche Punkte man insbesondere bei der Abwicklung der Lagerlogistik im E-Food achten sollte:
1.Achten Sie bei verderblichen Lebensmitteln darauf, bedarfsgerecht einzukaufen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Sie stets Einblick in Ihren eigenen Lagerbestand haben. Hilfreich sind gute Beziehungen zu Ihren Lieferanten, die Ihnen Waren, abhängig von Abverkaufszahlen und Lieferzeiten, bei Bedarf auch Just-in-time anliefern können. So senken Sie das gebundene Lagerkapital, beschleunigen den Warenumsatz und verkürzen bei On-Demand- bzw. Just-in-time-Prozessen auch den Kommissionierungsvorgang i.d.R. deutlich.
2.Folgen Sie dem Grundsatz: „Vermeiden Sie Sonderfälle im Versand.“ Das fängt bereits beim Wareneingang an, wo Sie MHD- / Chargen-Artikel direkt bei der Anlieferung per GS-128-Barcode kennzeichnen sollten, um im „Pick-Pack-Ship“-Prozess mittels Softwareunterstützung keine Zeitverluste und Fehler hinnehmen zu müssen.
3.Versenden Sie nach dem FIFO-Prinzip. Sie möchten nicht auf zuerst ablaufenden Artikeln sitzen bleiben sondern gemäß dem „First-in-First-out“-Prinzip Waren mit dem kürzesten Ablaufdatum als erstes versenden. Bei größeren Bestelleinheiten sollten sich außerdem Chargen möglichst nicht vermischen, um eine Rückverfolgung einfach zu halten. Noch wichtiger ist allerdings der Grundsatz: Verschicken Sie niemals sehr bald oder bereits abgelaufene Ware. Kümmern Sie sich rechtzeitig um gezielte Sonderverkaufsaktionen mit Waren, die nahe des Ablaufdatums sind.
4.Definieren Sie individuelle Arbeitsprozesse für Warengruppen mit unterschiedlichen Anforderungen in Kommissionierung und Versand. So lassen sich z.B. Lagerbereiche für besonders große Artikel im Paletten-Lager, von kleinen Artikeln in Fachbodenregalen, trennen. Berücksichtigen Sie ebenfalls Artikel mit unterschiedlichen Anforderungen im Versand, wie Tiefkühlware oder sperrige Produkte (z.B. Gebindeeinheiten, Kartons oder Säcke mit Tiernahrung). Achten Sie auch auf die Ergonomie am Arbeitsplatz für Ihre Mitarbeiter zum Wohle der Gesundheit. Erstellen Sie z.B. „Pick“-Profile anhand der körperlichen Leistungsfähigkeit, so dass schwere Artikel eher von Männern und leichte Artikel eher von Frauen oder älteren Arbeitnehmern gepickt werden.
5.Integrieren Sie Online- und Offlinekanäle in Ihre Logistik. Haben Sie die Möglichkeit, Ihr Ladenlokal in den Bestands- und Pickprozess einzubeziehen? Dieser Schritt funktioniert entweder nur bei wenig Publikumsverkehr, da Online-Kunden auf Grund von Fehlbeständen, die durch zeitversetztes Picken entstehen, verärgert werden können. Tragen Sie deshalb Sorge für eine möglichst sehr zeitnahe Synchronisierung der stationären Bestandsdaten mit Ihrer Warenwirtschaft.
6.Bieten Sie Ihren Kunden vor allem bei kühlpflichtigen Produkten auch Express-Versand-Optionen an, um eine möglichst schnelle Zustellung zu gewährleisten. Eine lückenlose Kundeninformation über die Sendungsnummer und das voraussichtliche Zustelldatum ist grundsätzlich empfehlenswert, damit der Empfänger die Entgegennahme des Pakets bei der ersten Zustellung auch gewährleisten kann. Ebenso bietet es sich an, bereits im Online-Shop dem Kunden einen gewünschten Zustelltermin aussuchen zu lassen, um damit mehrere Zustellversuche und u.U. ein Verderben von sehr sensibler Ware von vorneherein zu vermeiden.
7.Verwenden Sie geeignete und stabile Verpackungen und Kartonagen, damit gerade sensible Waren, z.B. Flaschen, auch wohlbehalten bei Ihren Kunden ankommen. Auch wenn i.d.R. Lebensmittel kaum zu Retouren führen, zeigt die Praxis, dass vor allem zerbrochene oder beschädigte Produkte, wie zerbeulte Dosen, zu vermeidbaren Reklamationen führen. Auch aus Gründen der Hygiene sollte geeignetes Verpackungs- und Füllmaterial genutzt werden, so sollte beispielsweise auf die Verwendung von Altpapier, geschredderten Kartonagen oder altem Zeitungspapier als Füllmaterial verzichtet werden. Aber selbst scheinbare ‚stabile‘ Produktgruppen sollten gut und sorgfältig verpackt werden, da Kunden auch zerbrochene Schokoladenriegel oder zerbröselte Kekse reklamieren würden.
8.Beachten Sie unbedingt die rechtlichen Änderungen bei der Rückverfolgung von Chargen, die ab dem 13.12.2014 in Kraft treten. Im Falle von Rückrufaktionen gelten dann neue gesetzliche Anforderungen für die Kennzeichnung von Lebensmitteln. So gibt es etwa neue Pflichthinweise, etwa bei koffeinhaltigen Produkten oder Fisch- und Fleischerzeugnissen. Auf besondere Stoffe, welche Allergien auslösen können, muss gesondert hingewiesen werden. Auch gelten neue Vorgaben in Bezug auf die Mindestschriftgröße der Pflichtinformationen.
Matthias Zrenner, Vertriebsleiter der pixi* Software GmbH, Anbieter der E-Commerce Versandhandelssoftware pixi*, ist studierter Diplom-Physiker und war vor seiner Zeit bei pixi* als Inhaber einer Onlinemarketing-Agentur und danach als Fulfillment-Dienstleister für Versandhändler tätig. In seiner Berufslaufbahn hat er sich intensiv mit praktischen Fragestellungen von Onlinehändlern beschäftigt.
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