Auf der Fachkonferenz „Mobile meets POS“ am 26.5. in Berlin wurde über die Zukunft und immer engere Verknüpfung von Online- und Offline Handel diskutiert. Eva Hoefer von KptnCook war für uns dort und für Euch das wichtigste zusammengefasst:
Die Sprecher waren sich einig, dass Beacons derzeit die vielverspechendste neue Technologie sind, um den Online- und Offline-Handel digital zu verbinden. Beacons ermöglichen Händlern und Herstellern, ihre Kunden mittels eines Senders am POS zu lokalisieren. Über ihr Smartphone können die Kunden dann vor Ort individuelle Angebote erhalten, die sie direkt wahrnehmen können.
Benjamin Thym von Barcoo wies hier jedoch auch auf die größte Herausforderung hin: Den Kunden vor allem anzusprechenden und relevanten Content anzubieten. Denn zu breit gestreute oder zu häufige Informationen und Angebote uferten schnell in Spam aus und führten im „Worst Case“ zur Deinstallation der entsprechenden App durch genervte Kunden. Barcoo selbst testet seit diesem Jahr gemeinsam mit MyMüsli in München erste Beacon-Einsätze aus. Es bleibt abzuwarten, ob es neben Discounts und Produktvorstellungen noch andere, kreative Einsätze von Beacons geben wird.
Die Barcoo App selbst bietet Brands zunehmend einen eigenen Marketingkanal. Die Chance für die Marken hier: Der Nutzer wird in dem Moment mit Informationen versorgt, in dem er sich aktiv durch Scannen der Ware dafür interessiert – im Gegensatz zu Marken-Webseiten im Netz, die zwar aus Imagegründen vorhanden, aber selten von interessierten Kunden besucht werden. Der Trend geht also dahin, dass Brands ihre Marketingkanäle immer mehr um Drittanbieter-Services erweitern, die mit Ihrem Content dem Nutzer Relevanz bieten.
Individuelle Preispromotions und Mobile Couponing wurden ebenfalls als Möglichkeit vorgestellt, um die Kampagneneffizienz für Marken zu steigern. Die Voraussetzung hierfür ist, die Kunden anhand Datamining möglichst genau zu kennen, um individuelle Interessen gezielt mit Angeboten zu bespielen. Katrin Hana von Payback berichtet, das die Millionen von erhobenen Daten bereits dazu verwendet werden, den Kunden sehr individualisierte Angebote vorzustellen. Somit hat man hier anscheinend den Spagat zwischen großer Reichweite und genauem Targeting schon geschafft. Seit März hat Payback neben Alnatura, Denn’s und Real auch Rewe als Partner aus der Lebensmittelindustrie gewinnen können. Rabatte und Coupons würden bei Payback-Teilnehmer zunehmend die Entscheidung beeinflussen, welcher Händler vom Kunden angesteuert wird, wenn mehrere in gleicher Entfernung liegen.
Jill Urbanek von der Agentur „SapientNitro“ stellte die Rewe App im Rahmen der Online Strategie vor und erläuterte die stärkere digitale Ausrichtung des Unternehmens unter dem neuen Digitalchef Jean-Jacques van Oosten. Der Service für die Kunden werde beim Konzern ganz klar als Marketing verstanden. Die „Customer Experience“ und die „Mobile Moments“ der Kunden standen bei der Konzeption der App im Mittelpunkt. Als wichtigste Funktionen wurden Ladensuche, Angebote, EInkaufsliste und Rezepte integriert. Urbanek räumte ein, dass man natürlich nicht direkt messen kann, ob die Supermarkt-Kette mit einer eigenen App nun mehr „Joghurts verkaufe“. Es sei jedoch wahrschienlich, dass man in Zukunft „weniger Joghurts verkaufen“ wird, wenn die Rewe-Kunden in Hinblick auf Convenience nicht an allen Touchpoints auf zeitgemäße Serviceangebote treffen. Die Warenbestellung, die online schon möglich ist wird es über das Smartphone in naher Zukunft nicht geben.
Christoph Brem von Inventorum sieht nicht, dass die Kunden in Zukunft alles nur noch online einkaufen werden und betonte die Chancen, des lokalen Einzelhandels. Man könne die Läden in einer Stadt in ihrer Gesamtheit als riesiges Lagerhaus verstehen – im Gegensatz z.B. zu einem zentralen Amazon-Lager. Die Herausforderung liegt darin, den Warenbestand aller einzelnen Händler zu katalogisieren und für potentielle Kunden zentral über Online-Kanäle auffindbar udn durchsuchbar zu machen. Die Hürde liegt darin, dass viele verschiedene EHP-Systeme im Einsatz sind, die sich nicht alle gleich gut an ein zentrales System anbinden lassen.
Allen gemeinsam ist der Wunsch, den Offline-Kunden und und den Online Kunden stärker zu verbinden, um für ein besseres Targeting ein ganzheitlicheres Kundenprofil zu erhalten. Dazu müsste sich der Kunde jedoch entweder vor Ort in z.B. einen Terminal einloggen, wobei es noch einige Vorbehalte auf Kundenseite gibt. Payback bietet über seine Coupons und Angebote genug Motivation für die Kunden sich mit Ihrer Mitgliedskarte bei Einkäufen zu identiiziern. In Zukunft werden Beacons ein Weg dazu sein, dies in weiterem Maße zu ermöglichen.
Alles in allem eine inspirierende Konferenz, die den Teilnehmern zwischen den Präsentationen genug Zeit zum persönlichen Austausch bot. Spannend wird sein, ob in einem Jahr die ersten Ergebnisse der Beacon-Technologie diskutiert werden können. Vor allem wird sich zeigen, ob die Technik dazu genutzt wird, den Kunden einen echten Mehrwert zu bieten, oder sie einfach nur über einen weiteren Kanal mit Werbung zu berieseln.