Am Freitag vergangener Woche trafen sich wieder zahlreiche Vertreter der digitalen Lebensmittelhandels-Branche, um sich über aktuelle und zukünftige Entwicklungen im Food Segment auszutauschen. Wie auch im letzten Jahr gab es spannende Vorträge, interaktive Diskussionsrunden und lehrreiche Workshops, in denen die Teilnehmer sich über die neusten Lösungen informieren und aus den Erfahrungen anderer Anbieter lernen konnten.
Der zweite Next Generation Food Think Tank fand dieses Jahr unter dem Motto „A Day Behind The Scenes“ in der Berliner Kalkscheune statt (Intro-Film von Ver|stär|ker, die). Nach einem Begrüßungswort von Oliver Lucas (ecom consulting), Max Thinius (Allyouneed) und Fabio Ziemßen (E-Food Blog), gab es einen Blick in die Zukunft einer modernen Food-Plattform durch Chefkoch.de Geschäftsführer Sven Giebler. Chefkoch will sich demnach zu einem Dienstleister für Kochbegeisterte entwickeln. In seiner Keynote „Inspiration durch Interaktion“ präsentierte er zudem aktuelle Food Trends wie zum Bsp. Scratch Cooking, bei dem nur Basisprodukte ohne Zusatzstoffe verwendet werden. Dass Männer mittlerweile „gastrosexuell“ sind und Food immer mehr Eventcharackter bekommt, sollte im Laufe der Veranstaltung noch öfters zitiert werden.
Im Anschluss fand das Marken-Panel mit den Diskutanten Jana Kusick (Plista), Sven Giebler (Chefkoch) und Max Wittrock (Mymuesli) statt. Dass Native Advertising immer mehr an Bedeutung gewinnt und es für die Online Food-Branche wichtig ist, dass Informationen in Geschichten verpackt werden, waren hier die wichtigen Erkenntnisse. „Die Erfolge in der Markenkommunikation lagen in der Anfangszeit ganz klar in der Weiterempfehlung unseres Produktes“ erklärte Max Wittrock und empfahl insbesondere Gründern: „Wenn du kein großes Werbebudget hast, musst du halt ein gutes Produkt machen“.
Fazit des Marken-Panels: Omnichannel-Kommunikation ist erforderlich, um mit dem Kunden on- und offline optimal in Kontakt zu treten und somit ein ganzheitliches Markenerlebnis zu schaffen.
Im Anschluss erläuterte Robert Walters (Cookbutler) welche 7 Aktionsfelder notwendig sind, um im E-Food Bereich die kritische Masse, den sogenannten „Tipping Point“, zu erreichen. In den Bereichen Logistik, Psychologie, Innovation, Kosten, Kanäle, Internet Economics und Investitionen sieht er einen klaren Handlungsbedarf, den er anhand von Beispielen aufzeigte.
Eine gute Grundlage für den darauffolgenden „E-Food“- Powertalk, in dem neben Tom Königs (DHL), Pascal Zier (Gourmondo) auch Olivier Kanitzky (METRO Cash & Carry) und Eberhardt Weber (Lieferladen.de) über die aktuellen Entwicklungen im deutschen Lebensmittel-Onlinehandel sprachen. Im Vordergrund der Diskussion standen hier die Themen der Transparenz und die kritischen Faktoren in der Logistik. „Die letzte Meile ist mittlerweile kein Problem mehr, aber die Intralogistik-Prozesse der Händler sind oftmals noch nicht dem großen Ansturm gewachsen“ erklärt Tom Königs zu dem Vorwurf, dass die Logistik der Knackpunkt sei. „10% Umsatz bis 2020 ist ja schön und gut, doch bedeutet das auch automatisch, dass es profitabel ist?“ gab Olivier Kanitzky zu bedenken, als es um eine Prognose für den Marktanteil von E-Food am Gesamtmarkt ging.
In der anschließenden Pause konnten sich die Teilnehmer nicht nur an kulinarischen Köstlichkeiten des Caterers erfreuen, der nach Rezepten von KptnCook und Cookbutler die Gerichte zubereitete, sondern auch zahlreiche Innovationen genauer begutachten und testen. Die Gründer von emmasbox hatten extra für den #ngf14 einen Prototypen ihrer gekühlten Abholbox mitgebracht, der am Abend zuvor fertiggestellt wurde. Lockbox und DHL präsentierten ebenfalls Exemplare ihrer Boxsysteme und standen den Teilnehmern bei Fragen rund um ihre Lösung für die „letzte Meile“ zur Verfügung.
Am Nachmittag gab es zu den einzelnen Mega-Trends im Food-Markt Genuss, Gesundheit, Convenience und Nachhaltigkeit parallel laufende Sessions. In der Gesundheits-Session wurde über die Notwendigkeit, die Bevölkerung über ein Bewusstsein für Lebensmittel aufzuklären, diskutiert. Zeitgleich betonten die Referenten in der Convenience-Session die Bedeutung des „Einkaufgefühls“ im stationären Handel. Ramin Goo (Kochhaus) sprach sich dafür aus, dass man bei allen Convenience-Gedanken nicht die individuellen Bedürfnisse der Kunden außer Acht lassen sollte.
Nach einer kurzen Pause ging es in die verschiedenen Barcamps, in denen unter anderem Ralf Pispers von .dotkomm über Neuromarketing und die Besonderheiten im digitalen Verkauf sprach. In seiner Präsentation „Digitales Kauferlebnis- Wie man Lebensmittel online emotional verkauf“ stellte er die digitale „Käsetheke“ vor und zeigte damit wie Produktinszenierung online innovativ aussehen kann.
Um 17.00 Uhr startete dann der E-Food Blog Start-up Pitch. Als kleines Warm-up gab es auch dieses Jahr wieder ein Impulsreferat: Peter Wiedeking (Abendtüte.de) und Orhan Tancgill (kochdichtürkisch.de) referierten in ihrem Vortrag „Gemeinsam stark“ darüber, dass 1 +1 nicht immer 2 ist. Kooperationen und strategische Partnerschaften sind gerade in den Gründerjahren von hoher Bedeutung. Im Schlusswort unterstrich Peter Wiedeking, dass Community-Building „offline“ stattfinden muss.
Zum Start-up Pitch traten dieses Jahr die 4 Finalisten Biobutler, Kulinado, Kukimi und The Food Assembly gegeneinander an. Der Gewinn, ein Media-Bundle über 500.000 Adimpressions im Wert von 15.000,- €, wurde von Chefkoch gesponsert. Die Gründer hatten 2,5 Minuten Zeit, ihre Idee vor der Jury und dem Fachpublikum zu präsentieren, bevor es in eine Fragesession ging. Am Ende entschied sich das Publikum via Handzeichen für den Gewinner: The Food Assembly.
Fazit des Tages: Auch dieses Jahr waren die Teilnehmer von der entspannten und interaktiven Atmosphäre der Denkfabrik begeistert. Neben zahlreichen inspirierenden Gesprächen, „Off-the-Record“ Informationen und Tipps unter Fachleuten hat man einen deutlichen Zusammenhalt innerhalb der Branche verspürt: Denn der Tipping Point ist ein gemeinsames Ziel.